Nachstehendes wurde erzählt und niedergeschrieben von Nikolaus Wagner, Gründer des „Musikvereins Irsch“. Die Angaben beruhen auf voller Wahrheit.
Urheber des Musikvereins war der im Winter 1907-1908 gegründete Kriegerverein in Irsch. Mein Vater wurde Präsident des Kriegervereines Irsch. Die Vorstandssitzungen fanden in unserem Hause statt. Diesen Vorstandssitzungen wohnte ich meistes bei, denn da wurden die alten Kriegererinnerungen erzählt, die ich so gerne hörte. Eines Abends waren die Krieger wieder versammelt, da wurde hin und her gesprochen und erzählt und dem Viez wurde ebenfalls zugesprochen bis daß sie alle so richtig im Temperament waren. Auf einmal sagte mein Vater zu seinen Kollegen, „so Jungen, jetzt haben wir einen Kriegerverein, jetzt fehlt nur noch die Musik dazu“. Mein Vater als langjähriges Mitglied des Saarburger Kriegervereines, erzählt seinen Kollegen, „ja wenn wir in Saarburg mit dem Kriegerverein raus gingen und Musik war dabei, dann sind die Beine wieder geflogen wie bei einem 18-jährigen“. Auf einmal sah mein Vater mich da sitzen und sagte zu mir, „Nikla, hast Du kein Spaß, mit ein paar Kollegen, für Musik anzufangen“. Ich habe gar nichts gesagt, bloß ein bisschen gelacht dazu. Es hatte bis dahin doch keiner an Musik gedacht. Es ging mir aber doch so zu Herzen, dass ich den Gedanken nicht mehr los wurde.
Am anderen Tage hatte ich nichts eiligeres zu tun, um es meinen beiden Freunden Hauser Matthias und Schreiner Niklaus zu erzählen. Da waren die zwei sofort einverstanden. Nun hat sich die Sache von der Musik so rund gesprochen, dass sie von allen Seiten herbei kamen. Zuerst mein Freund Schuh Johann, dann kam Kohl Matthias, auf einmal kam Lui Peter den Mühlenberg runter gelaufen, außer Atem und sagte, „wollt ihr Musik anfangen, ich mache auch mit“. Es wurde mit Freuden angefangen. Nun kam auch unser Kollege Dawen Michel dazu. Jetzt waren wir zusammen 7 Mann. Das waren vorläufig genug.
Wir kamen von jetzt ab jeden Abend zusammen. Unser Sammelplatz war auf der Irscherbrück, unsere Sitzgelegenheit waren Matzen ihr Balkon. Nun wurde hin und her beraten, keiner wusste so richtig wie man das anfangen soll mit Musik. Auf einmal wurden wir uns einig und gingen am nächsten Tag nach Saarburg zum Herrn Schultheis, denn das wussten wir, dass er Musiklehrer war. Herr Schultheis hat uns sehr freundlich empfangen. Er schrieb sofort die Noten auf, mit den Griffen dabei. Es wurde auch die Besetzung festgelegt und die Instrumente schon bestellt. Unsere Freude war unbeschreiblich, dass wir das alles im ersten Tag erreicht hatten. Jetzt gingen wir freudestrahlend und mit gutem Mut nach Hause. Bei uns wurde von jetzt an kein anderes Gespräch geführt, wenn wir zusammen waren, wie von der Musik. Kurz nach Ostern kamen unsere Instrumente an, das war eine Freude, das halbe Dorf kam gelaufen um sie zu sehen. Sofort wurde Herr Schultheis benachrichtigt. Es dauerte keine Stunde da war er schon hier. Jetzt ging das Proben sofort los. Die Noten und Griffe konnten wir, aber noch keine Töne. Das war eine schwere Arbeit für Herr Schultheis. Der Schweis lief ihm herunter bis wir die Tonleiter konnten. Die Proben fanden in unserem Hause statt. Wir probten jeden Tag die Aufgaben die Herr Schultheis uns aufgab. Mittwochs und samstags kam Herr Schultheis zu uns. Wir machten gute Fortschritte das war für uns und für unseren Dirigenten eine große Freude.
Die Sommerkirmes lösten wir schon die Saarburger ab beim Tanzmusik spielen, in der Wirtschaft Hauser. Im Sommer machten wir schon Ausflüge, sogar bis nach Pellingen. Dort wurden wir schon engagiert für die Kirmes Tanzmusik zu spielen. Die Herbstkirmes in Irsch spielten wir schon selbständig. Im Herbst 1908 bekamen wir Zuwachs. Das war mein Bruder Michel, Schu Michel, Wagner Johann Kohl und Kohl Johann. Jetzt waren wir schon 11 Mann stark.
Im Winter hindurch wurde fleißig geprobt. Im nächsten Jahr konnten wir uns schon hören lassen. Wir hatten die kommende Zeit viel zu tun mit der Musik. Im Jahre 1911 feierte der Irscher Kriegerverein seine Fahnenweihe. Das war ein Fest, da gab es keine Ende mehr. Wir mussten die alten Krieger nach Hause führen mit Musik, aber das ging nicht so leicht. Wenn wir mit Musik abrückten, waren sie wieder hinterher, keiner wollte zuerst nach Hause, so ging das fast 2 Tage lang. Im Winter 1910 nahm Herr Lessel den Dirigentenstab. Herr Schultheis wurde krank, er konnte den weiten Weg zu uns nicht mehr machen. Unter der Führung des Herrn Lessel macht der Verein auch gute Fortschritte. Herr Lessel führte den Dirigentenstab ehrenamtlich, wofür wir ihm noch heute unseren Dank aussprechen. Das ist der Bericht über die Entstehung und Gründung des Musikvereins Irsch 1908.
– Wagner –
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